Neues Ausstellungsprogramm im Erwin Hymer Museum
30. Mai 2020Zahlreiche knuffige Klein- und Kleinstwagen sind im oberschwäbischen Bad Waldsee eingezogen – als neues Ausstellungsprogramm im Erwin Hymer Museum. Ergänzt von den Kleinstwohnanhängern, die von den Winzlingen gezogen werden konnten, widmet sich das Museum zur Kultur- und Technikgeschichte des Caravanings in seinem neuen Ausstellungsprogramm „Freiheit im Kleinformat – Von Knutschkugeln, Mäuschen und tollen Kisten“ dem besonderen Gefühl der neuen Freiheit, das diese Fahrzeuge in ihren stolzen Besitzern auslösten, wenn sie mit ihnen unterwegs waren.
Start in den 1920ern
Nicht nur weltbekannte Vertreter der Wirtschaftswunderzeit, wie eine fronttürige BMW Isetta mit einem winzigen Piccolo-Anhänger, ein Goggoroller mit Seitenwagen neben einem schicken Goggomobil, das einen Dethleffs Camper zieht oder zwei der bis heute millionenfach gebauten Fiat 500 zusammen mit speziell für diese entwickelte kleine Wohnwagen, zeigt das Museum. Die beiden ältesten Exponate stammen aus den goldenen 1920er Jahren: Der Hanomag „Kommissbrot“ und der BMW Dixi 3/15 waren zwar klein und nicht stark motorisiert, aber ermöglichten auch einer kleinen Familie mit gutem Einkommen den Besitz eines Automobils.
Nachkriegsdeutschland
Umrahmt von einem Alpenpanorama sind die erfindungsreichen Entwicklungen der unmittelbaren Nachkriegszeit wie der Messerschmitt Kabinenroller ausgestellt, ein dreirädriges Vehikel zwischen Motorroller und Auto mit zwei hintereinander liegenden Sitzen und Plexiglashaube, die für den Spitznamen „Schneewittchensarg“ sorgte. Den so kuriosen wie genialen Zündapp Janus mit Front- und Hecktür ergänzten die Ausstellungsmacher mit einem Zündapp Motorrad DE200 von 1938, ein Beispiel für die vielen Motorräder, die die Deutschen bis Beginn der 1950er Jahre mobil machten, bevor der Rollerboom einsetzte. Rollerfans finden nicht nur eine Vespa Faro Basso sondern auch einen Vespa 400 – einen kaum bekannten Kleinwagen von Piaggio – in der Ausstellung.
Europa einschließlich DDR
Wer sich fragt, wie es in der ehemaligen DDR um Knutschkugeln bestellt war, findet im „Ostsee“-Bereich des Museums zwei kleine Knutschkugel-Wohnwagen, die dafür sorgten, dass auch Trabi-Fahrer mit Caravan unterwegs sein konnten. Kleinstwagen wie in der Bundesrepublik gab es nicht. Außergewöhnlich sind auch der dreirädrige englische Bond Minicar und der winzige französische Mochet. Sie zeigen, was außerhalb Deutschlands und Italiens an kleinen Automobilen auf den Straßen unterwegs war. Ein Fiat Panda Junior von 1984 mit zur Liegefläche wandelbaren Sitzen vor der Atlantikkulisse der Ausstellung erinnert an Jugendzeiten, als mit dem ersten eigenen Auto Spontantrips ans Meer den Sommer zum Abenteuer werden ließen. Abenteuer lassen sich sicherlich auch mit dem Exponat aus gegenwärtigen Zeiten erleben, einem modernen Teardrop-Caravan aus der Türkei mit kleiner Küche im Heck.
„Bei jedem einzelnen Fahrzeug lassen sich interessante Details entdecken, sie sprühen vor Kreativität und Erfindergeist. Manchmal wurde das Automobil sogar ganz neu gedacht, um ein motorisiertes Fortbewegungsmittel mit Wind- und Wetterschutz für alle anbieten zu können. Die Recherche für dieses Ausstellungsprogramm blieb dadurch immer wahnsinnig spannend.“, so Museumsdirektorin Susanne Hinzen und die Ausstellungsmacher Andreas Krattenmacher, Markus Böhm und Isabell Heinzelmann.
Mitmachen ist gefragt
Das Museumsteam hat zudem spannende Mitmach- und Erlebnisstationen gestaltet und gebaut, die die ganze Familie die Freiheit des Automobils im Kleinformat entdecken lassen: Die Fotostation „Alle an Bord im Goggomobil“, ein lustiges Geschicklichkeitsspiel, das die „Fußfertigkeiten“ an den Pedalen herausfordert und ein das Gedächtnis forderndes Kleinwagen-Quiz ergänzen die Exponate.
Das Ausstellungs-Programm „Freiheit im Kleinformat“ findet in der Ausstellung statt und ist für die ganze Familie geeignet. Kinder und Jugendliche haben freien Eintritt. Das Tagesticket für Erwachsene kostet 11,50 €. Schüler, Studenten und Auszubildende über 18 Jahre zahlen einen ermäßigten Preis. Ausstellung, Museumsshop und Restaurant Caravano sind täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, donnerstags bis 21 Uhr. Die großzügige Museums- und Ausstellungsarchitektur bietet gute Voraussetzungen zur Einhaltung des Abstandsgebots, das Tragen einer Maske ist nicht notwendig.
Weiter Infos: www.erwin-hymer-museum.de