Zukunft der Mobilität und des Reisens

Zukunft der Mobilität und des Reisens

20. Februar 2020 Aus Von Jörg Nullmeyer
(Foto: Erwin Hymer Museum)

(Foto: Erwin Hymer Museum)

Wie werden wir in Zukunft reisen und Mobilität erleben? Das Erwin Hymer Museum in Bad Waldsee geht dieser Frage nach und präsentiert im „Panorama der Zukunft“ spannende Visionen von angehenden Transportation-, Interior- und Mobility-Designern, Reise-und Automobilherstellern sowie von Wissenschaftlern.

Die aktuelle Ausstellung „Quality Time on Wheels – Mobile Raumwunder für Freizeit, Familie und Beruf“ zeigt seit dem 15. Februar in der riesigen Panoramawand Ideen und Konzeptstudien von vollautonomen Fahrzeugen, die dem wachsenden Wunsch nach sinnvoll und bewusst verbrachter Zeit – nach Quality Time – entgegen kommen. Da sie nicht mehr von Hand gesteuert werden müssen, wird kein Fahrer benötigt und die Fahrzeit kann zum Arbeiten, Relaxen oder Spielen genutzt werden. In hohem Maße individuell und flexibel eingerichtet, bedienen sie mannigfaltige Bedürfnisse weit außerhalb des reinen Fahrerlebnisses und schaffen Raum für Zeit, das zu tun, was gerade wichtig erscheint.

(Foto: Erwin Hymer Museum)

(Foto: Erwin Hymer Museum)

Zahlreiche Modelle von Freizeit-, Sharing- und Mietfahrzeugen und Automobilen der Zukunft finden sich in der Ausstellung, ergänzt von Stoffen, Mustern und Farb-Konzepten, die einen Blick in die Gestaltung des Interieurs ermöglichen. Skizzen, CAD-Sketches und Graphiken zeigen den Weg von der Idee zum Modell. Ergänzt durch Computeranimationen und Kurzfilme werden die Visionen lebendig.

Sie alle sind geprägt von den Trends und Megatrends unserer Zeit. Die Entwürfe von Studierenden des Studiengangs Transportation Design der Hochschule Pforzheim zeigen mit ihren Fahrzeug-Konzepten „Hymer 2inOne“ und „Hymer High Cab“ sogenannte Ad-Ons, wie zum Beispiel ein austauschbares Heck oder eine Schlafbox für das Autodach. Der wachsende  Trend zur Individualiserung gepaart mit dem Wunsch nach Nachhaltigkeit drückt sich durch eine Mehrfachnutzung von Basiselementen und die Modulbauweise aus. Eine Lösung, um der wachsenden Urbanisierung gerecht zu werden, zeigen die Konzepte „Hymer 360°“ und „Hymer Eden“, die urbane Mobilität und privaten Raum in einem Fahrzeug vereinen. So ist „Hymer 360°“ im Tagmodus auf den städtischen Straßen ein kleines und wendiges Mietfahrzeug, während es abends und nachts durch Auseinanderfahren an Raum gewinnt, um sich zum Hotelzimmer zu wandeln.

(Foto: Erwin Hymer Museum)

(Foto: Erwin Hymer Museum)

Autonome und wandelbare „Third Places“ hingegen sind gefragt, um der Entwicklung gerecht zu werden, die sich „New Work“ nennt. Mit der Digitalisierung entstehen immer mehr flexible „Workspaces“, die Trennung zwischen privat und öffentlich und Arbeiten und Wohnen verschwimmt. Die Interieur-Konzepte „Deep“ und „I-Land-Frame“ für autonome Fahrzeuge zeigen eine gelungene Symbiose von Leben und Arbeiten, von Arbeitsraum und Wohnraum. So kann „Deep“ durch seine kluge Innenraumgestaltung als mobiles Büro, Meetingraum und Rückzugsort für Geschäftsleute dienen. „I-Land-Frame“ kann seine Höhe und Länge anpassen, Sitze im Raum bewegen und Tische ausfahren, um auf dem Land als mobile Praxis, als Transporter oder als Büro zu dienen. Die Entwicklung des Fahrzeugs zum sich autonom bewegenden „Third Place“ kommt dem Zeitproblem, vor allem auch von berufstätigen Eltern, entgegen. Autonom fahrende „Mama-Taxis“ wie das kindgerecht gestaltete, an der Hochschule Reutlingen entwickelte, Interieur-Konzept „EZ-NiduZ“ oder der „SEDRIC School Bus“ von Volkswagen, ersetzen am Steuer sitzende Eltern, die ihre Kinder zu Schule, Freunden, Sport und Co. bringen. Für Familienzeit hingegen sorgt das Konzept „Hymer Level Up“, ein autonom fahrender Freizeitraum für die ganze Familie zum gemeinsamen Entdecken der Natur, zum Spielen und Spaß haben.

Die Ausstellung „Quality Time on Wheels“ im Panorama der Zukunft im Erwin Hymer Museum ist bis Ende 2020 zu sehen.

Zusätzliche Prototypen & Studien

(Foto: Erwin Hymer Museum)

(Foto: Erwin Hymer Museum)

Das Erwin Hymer Museum zeigt zudem aktuelle Prototypen und Studien aus der Caravaning Branche. So ist zurzeit von Hymer das Concept Car VisionVenture in der Ausstellung zu sehen: Das gemeinsam mit BASF entwickelte Offroad-Konzeptfahrzeug auf Mercedes-Benz-Chassis besitzt einen Infrarotstrahlen reflektierenden Lack, eine Dach- und Heck-Terrasse mit BBQ-Station sowie ein pneumatisches Schlafdach. Von den kreativen Ideen und Selbstausbauten der Camper Community inspiriert, wurde der Grundriss neu gedacht und mit vielen smarten Lösungen versehen.

Ein weiteres Stück Design-Geschichte ist ins Museum eingezogen: Der Designer Luigi Colani entwickelte im Jahr 1994 eine futuristisch anmutende Reisemobil-Front. Die Hymer Colani Studie auf Basis des Hymermobils 600 zeigt, wie visionär der 2019 verstorbene Designer dachte. Auch wenn das Projekt damals nicht weiter verfolgt und umgesetzt wurde, das unverkennbare Colani-Design tauchte dennoch bis zuletzt immer wieder auf – sei es im Nutzfahrzeugbereich oder den Luxus-Reisemobilen von Marchi Mobile.

Ob Studierende an Hochschulen, Wissenschaftler, Entwickler oder Designer, ihre Visionen weisen den Weg zu einer wandelbaren, mehrfach nutzbaren, autonomen und ökonomischen Fahrzeugentwicklung für die Zukunft. „Welche dieser Visionen oder Ansätze werden wohl zur Realität?“ fragen sich das Museumsteam und seine Besucher.

Info: Erwin Hymer Museum 
Erwin Hymer Museum, Robert-Bosch-Str. 7, 88339 Bad Waldsee, direkt an der B30

Öffnungszeiten: täglich von 10 Uhr bis 18 Uhr, donnerstags von 10 Uhr bis 21 Uhr. Durchgängig warme Küche im Museumsrestaurant „Caravano“.

Weitere Informationen zum Ausstellungs-und Veranstaltungsprogramm, sowie Bildmaterial gibt es unter www.erwin-hymer-museum.de, auch als Download.