Branchen-Urgestein Gerhard Reisch verstorben

Branchen-Urgestein Gerhard Reisch verstorben

6. März 2020 Aus Von Jörg Nullmeyer

Am 5. März 2020 ist Gerhard Reisch im Alter von 81 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit gestorben. Gerhard Reisch war nicht nur ein Urgestein der Branche sondern auch ein echtes Original. Es dürfte kaum jemanden in der Branche gegeben haben, den er nicht kannte. Und alle kannten ihn.

Gerhard Reisch war eine echte Frohnatur, der die Branche maßgeblich und nachhaltig mit geprägt hat. Er setzte sich stets für die Weiterentwicklung des Reisemobiltourismus ein und wurde nicht müde, von der Politik mehr Stellplätze zu fordern. Gleichzeitig versuchte er die Camper zusammen zu bringen. Nicht nur, dass er in Schweinfurt den ersten Reisemobilclub in der Region gründete, er organisierte auch eine Reihe von Clou-Reisen, und auch das erste Fendt-Treffen 1995 war seine Kreation. Im European Motorhome Club (EMHC) war Reisch im Vorstand. Als dessen „Reiseminister“ organisierte er zahlreiche Treffen und Reisen und hielt die Fahnen des Euro Motorhome Clubs auf zahlreichen Messen hoch. Ob nach Italien, Großbritannien oder Skandinavien: die Touren zeichneten sich immer durch Abwechslungsreichtum und tolle Programme aus. Ob Messen oder Reisen: Immer mit an seiner Seite war Ehefrau Maria, die auch in der Firma eine tragende Rolle spielte.

Aus der Geschichte des Caravan Salons ist Gerhard Reisch nicht wegzudenken. „Außer am ersten habe ich bisher an allen Caravan-Salons teilgenommen“, war Gerhard Reisch immer sichtlich stolz. Auch am ersten Salon hätte der damals noch junge Gerhard Reisch gerne teilgenommen, wie er selbst verriet. Er besaß aber noch keine Krawatte. Heute kaum vorstellbar, bestand damals für Verkäufer eine Krawatten-Pflicht und somit durfte Reisch nicht teilnehmen.

„Früher schliefen wir nachts in den ausgeräumten Regalen des Messestandes, um das Geld einer Übernachtung für andere gesellschaftliche Dinge zu sparen“, sagte Gerhard Reisch über die Messen der 70er Jahre.

Der gelernte Bäcker startete seine Karriere in der Campingbranche bei der Firma Campinggaz, für die er in den 1960er Jahren tätig war. Nach einer kurzen Unterbrechung übernahm Reisch die Deutschland-Vertretung für Optimus-Spiritus- und -Benzinkocher. Aus diesem Geschäft wuchs ein florierendes Unternehmen. Die Firma Freizeit Reisch begann in der Folgezeit auch Leuchten, Wasserpumpen, Kocher, Kühlschränke zu  vertreiben. Reisch zählte viele Hersteller zu seinen Kunden. Seinen großen Coup landete er, als er die Deutschlandvertretung der schwedischen Firma Alde übernehmen konnte. Die wird mittlerweile von seinem Sohn Christian und dessen Familie weitergeführt.

Kein Grund für den geborenen Hessen in den Ruhestand zu gehen. Gerade Reisemobilisten ist Freizeit Reisch durch die Holiday-Clean ein Begriff. In vielen Ländern sorgen die Strom- und Versorgungssäulen auf den Stell- und Campingplätzen für Komfort und Hygiene.

Für sein Engagement wurde Gerhard Reisch vielfach ausgezeichnet. So ist er unter anderem Preisträger des Branchen-Oskars „Lupo“ und wurde 2017 auf dem Caravan Salon als „Persönlichkeit des Jahres“ ausgezeichnet. Die Vereinigung der Caravaning- und Touristikjournalisten (CTJ) verlieh Gerhard Reisch 2009 den Meilenstein für sein Lebenswerk.

EMHC-Präsident Dieter Steinacker kondolierte Ehefrau Maria Reisch zum Tod ihres allseits beliebten Mannes: „Er hat sich im höchsten Maß um die Reisemobilwelt verdient gemacht.“