Nikola: Elektrischer Pick-Up Badger soll Tesla Konkurrenz machen
13. März 2020In der jüngeren Vergangenheit wurde Nikola Tesla zum Namensgeber für einen mittlerweile weltweit bekannten Elektroauto-Konzern, der sich seines Nachnamens – Tesla – bedient. Auf den Vornamen – Nikola – setzt ein anderes Unternehmen, das sich dem Bau elektrisch angetriebener, großer Nutzfahrzeuge wie Sattelzüge verschrieben hat. Ende vergangenen Jahres präsentierte Tesla den elektrisch betriebenen Pick-Up Cybertruck. Jetzt legt Nikola aus Phoenix in Arizona mit dem Badger nach, er wird in der gleichen Fahrzeugklasse antreten.
In Europa ist Nikola unlängst durch die Zusammenarbeit mit Iveco bekannt geworden. Man will bei der Entwicklung schwerer Trucks wie dem Tre zusammenarbeiten. Die ersten Lastwagen mit Brennstoffzellen- und batterieelektrischen Antrieben sollen künftig im Ulmer Magirus-Werk vom Band laufen.
America’s choice: der Pick-Up
In Nordamerika sind Pick-Ups, so scheint es, derzeit noch absolut unverzichtbar zur Erfüllung der Wünsche der Bevölkerung nach Mobilität. Mit schöner Regelmäßigkeit belegen mehrere der Pritschenwagen in der Zulassungsstatistik vordere Plätze in den Top Ten. Der F-150 von Ford landet gar mit beinahe traumwandlerischer Sicherheit regelmäßig auf Platz 1, die Wettbewerbsprodukte von General Motors und Chrysler sind ebenfalls echte Verkaufshits. Ein zwei- oder viertüriger Pritschenwagen, mit oder ohne Allradantrieb, ist bis heute für eine große Zahl von Amerikanern der ständige Begleiter im automobilen Alltag. Zwar braucht nicht jeder Kunde die teils üppig bemessene Ladefläche der Pritsche, aber es ist eben gut zu wissen, dass man könnte – wenn man denn wollte. Ladegut mitnehmen, sei es für den Beruf, den Hausbau, für sportliche Aktivitäten oder das (Über)Leben draußen, in der Wildnis.
Kurz, die Hausfrau fährt ebenso einen Pick-Up wie der Klemper, der Universitätsdozent ebenso wie sein Student, der Rentner ebenso wie der Farmer. Und eben auch all jene, die einen Hang zu Freiheit und Abenteuer haben oder schwere Anhänger ziehen wollen, oder müssen. Bisher war der Markt fest in der Hand von Fahrzeugen, die von großvolumigen Verbrennern – gerne mit acht Zylindern – angetrieben wurden. Nun kommt offenbar die Wende. Nicht nur Tesla hat einen viel beachteten Pick-Up, den Cybertruck, angekündigt, auch General Motors und Ford stehen mit elektrifizierten Pritschenwagen in den Startlöchern.
Dachs mit E-Antrieb
Jetzt kommt auch noch Nikola auf den Markt, mit dem Badger (übersetzt: Dachs). Der soll als Antrieb eine Kombination aus Brennstoffzelle und Batterie bekommen, ergänzt durch eine Variante mit ausschließlich batterieelektrischem Antrieb. Gefertigt werden wird das Fahrzeug in Kooperation mit einem anderen Hersteller. Wer das sein soll, hat das Unternehmen aus Arizona bisher allerdings noch nicht bekannt gegeben.
Der Badger soll 5,90 Meter lang und 2,1 Meter breit (Höhe 185 cm) werden – und als viertüriger Doppelkabiner fünf Personen Platz bieten. Damit bewegt er sich in den USA im klassenüblichen Rahmen. Ein großes Display hinter dem Lenkrad und ein noch größerer Touchscreen mittig auf der Armaturentafel dominieren das Cockpit, eine Mittelkonsole trennt Fahrer und Beifahrer. Der Badger werde, so heisst es vollundig aus Phoenix, „alle anderen elektrischen Pick-Ups auf dem Markt übertreffen“.
Einsatz als Arbeitsgerät
Nikola hat ihn als Arbeitsgerät konzipiert und deshalb auch den Einsatz des Badger für Bauunternehmer und Handwerker auf dem Zettel. So soll der Pritschenwagen auf der Baustelle mit einer 15 Kilowatt starken Steckdose etwa Werkzeuge, Leuchten oder Kompressoren mit Energie versorgen. Trevor Milton, der Chef von Nikola, glaubt: „Der Markt ist reif für ein Modell, dass einen ganzen Arbeitstag bewältigen kann, ohne dass ihm die Energie ausgeht“. In der kombinierten Reichweite von Akku und Brennstoffzelle soll der allradgetriebene Badger eine Reichweite von knapp 965 Kilometer haben. Rein batterieelektrisch wird der Pick-Up die Hälfte der Strecke – also etwa 480 Kilometer – zurücklegen können.
Kombiniert über 900 PS
Zum Einsatz kommen soll eine Lithiumionen-Batterie mit einer Kapazität von 160 kWh. Die verbaute Brennstoffzelle soll 120 kW / 163 PS schaffen. Die Ladeleistung gibt Nikola mit 120 Kilowatt an. Maximal soll die kombinierte Leistung bei 666 kW / 906 PS liegen. Dauerhaft sind 335 kW / 455 PS und ein Drehmoment von rund 1.330 Newtonmeter angekündigt. Für den Sprint von null auf 100 km/h braucht der Badger 2,9 Sekunden. In der Praxis und im alltäglichen Einsatz dürfte vielen Kunden ein anderer Wert wichtiger sein: Auch mit einem voll beladenem und mehr als dreieinhalb Tonnen schwerem Anhänger soll sich der mit LED-Beleuchtung ausgestattete Badger auf einer Steigung mit 30 Prozent in Bewegung setzen können. Warten wir es ab, im September 2020 soll der Badger präsentiert werden.
Weitere Infos: nikolamotor.com