Auf-G-setzter: Mercedes-Benz G 290 Professional mit Langer & Bock Wohnkabine

Auf-G-setzter: Mercedes-Benz G 290 Professional mit Langer & Bock Wohnkabine

23. März 2020 Aus Von Gerhard Prien

Seit mehr als einem Vierteljahrhundert entstehen in Göppingen im Schwabenländle individuelle Reisefahrzeuge. Michael Langer, Fahrzeugbaumeister und gelernter Schreiner, und Achim Bock, Schreiner und Werkstattmeister, haben dort ihr Hobby zum Beruf gemacht. Sie bauen maßgefertigte Allrad-Reisemobile, etwa auf der Basis des Mercedes G 290 Professional.

Vom Weltreisenden zum Wohnmobilbauer

(Foto: Langer und Bock)Schon bevor die beiden ihre Firma Langer & Bock gründeten, bereisten die beiden Outdoor-Fans Michael Langer und Achim Bock in einem umgebauten Wohnmobil die Welt. Ihre Ziele waren etwa Australien, Neuseeland, Nordafrika, die Durchquerung Amerikas von Alaska bis Feuerland, selbst der Dschungel Indonesiens wurde bereist. Sie sammelten während ihrer Reisen reichlich Erfahrungen, die dann für die Entwicklung und den Bau von Expeditionskabinen große Bedeutung bekamen. Die beiden erlebten hautnah, dass jede Region der Erde ihre Eigenheiten hat, die an Mensch und Material ganz spezielle Anforderungen stellt. Auf Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse fertigten die beiden ein neues Reisemobil: Ein flexibles Containersystem. das seinerzeit zwar innovativ, aber in Sachen Komfort noch durchaus ausbaufähig war.

1990 Erste Sandwichkabine

Im Jahr 1990 folgte der nächste Schritt in der Kabinenentwicklung. Michael Langer und Achim Bock konzipierten und (Foto: Langer und Bock)bauten ihre erste Kabine, ausgeführt in Sandwichbauweise. Und es kam, wie es oft kommt. Ursprünglich war die Kabine „nur“ für den eigenen Bedarf gedacht. Aber sie stellte sich als so gelungen heraus, dass die Idee nahe lag, sie einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Da kam ihnen ihre Ausbildung zum Schreiner und Fahrzeugbauer mit Meisterbrief entgegen, die beiden machten ihr Hobby zum Beruf. In den kommenden Monaten ging es dann Schlag auf Schlag. Die beiden nahmen an der CMT in Stuttgart teil und präsentierten eine Musterkabine auf dem Fahrgestell eines Mercedes G. Das war dann der endgültige Durchbruch.

1993 Umzug und Wachstum

Im Jahre 1993 zogen Langer & Bock in ein größeres Gebäude um, nur so konnten sie der gestiegenen Kundennachfrage gerecht werden. Mittlerweile hat Langer & Bock in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten weit mehr als 100 (Foto: Langer und Bock)individuelle Expeditionsfahrzeuge entwickelt und gebaut, die auf allen Kontinenten der Erde zum Einsatz kommen. Alle Bauteile, Materialien und technische Installationen der Fahrzeuge sind im Einsatz unterschiedlichsten Klimazonen ausgesetzt und werden durch große Temperaturunterschiede, Erschütterungen, hohe Luftfeuchtigkeit, Trockenheit und Staub extrem beansprucht. Trotz der hohen Nachfrage ist Langer & Bock als kleines und sehr spezialisiertes Unternehmen nie der Versuchung erlegen, in die Massenproduktion einzusteigen. Die Kunden und Auftraggeber warten auch schon mal ein bisschen länger, ehe ihr neues rollendes Zuhause in schwäbischer Handwerksqualität fertig ist.

Die Wände, das Dach und der Boden der Kabinen von Langer & Bock bestehen aus Sandwichplatten mit einem Kern aus Polyurethan und einer beidseitigen glasfaserverstärkten Kunststoffdeckschicht (GfK). Das Material ist sehr leicht und bietet gleichzeitig eine hohe Festigkeit und gute Isolierwerte. Zudem ist die Außenseite der Kabine gegen Beschädigungen zusätzlich mit einem speziellen Gewebe versehen. Verstärkungen werden überall dort einlaminiert, wo eine Kraftverteilung stattfindet oder hohe Belastungen auftreten.

Eletrisches Aufstelldach

Ungewöhnlich für Langer & Bock ist eine GfK-Kabine mit elektrisch ausfahrbarem Aufstelldach mit Zeltstoff. Üblicherweise fertigen die Schwaben ihre Hubkabinen mit festen Wänden – meist allerdings auch auf größeren Basisfahrzeugen als einem Mercedes G 290 Professional, der hier in der Version eines Militärfahrgestells zum Einsatz kam. Für den Verzicht auf eine vollisolierte Hibkabine sprachen im Falle des G das geringere Gewicht und die kompakten Abmessungen.

Kompakte Kabine

Die Kabine ist 305 Zentimeter lang und 186 Zentimeter breit. Den Zutritt erlaubt eine schmutzgeschützte, faltbare Aluleiter. Der Wohnkoffer selbst ist in neuester GfK-Technologie mit extrem leichten Deckschichten gefertigt, die dem (Foto: Langer und Bock)Gewicht einer Kohlefaserschicht praktisch gleich kommt. Aber der Aufbau muss nicht noch extra isoliert werden, sondern besteht – wie bislang auch – aus einer voll isolierten Sandwichplatte.

Mit eingefahrenem Dach gibt es eine Innenhöhe von 180 Zentimeter, bei angehobenem Dach liegt die Höhe im Wohnraum gar bei 2,3 Meter. Im Obergeschoß gibt es zudem eine Liegefläche für zwei Personen, die mit 200 x 160 cm angenehm groß ausfällt und obendrein echtes Camping-Feeling bietet. Das per Knopfdruck parallel hochfahrbare Zeltaufstelldach bietet ein hervorragendes Raumgefühl und erlaubt eine Schlafposition mit dem Kopf zum Heck der Kabine hin. Bei Sturm oder extrem schlechtem Wetter bleibt das Aufstelldach einfach unten. Geschlafen wird dann der Länge nach auf der umgebauten Sitzfläche der mit Leder bezogenen U-Sitzgruppe im Heck des Wohnaufbaus. Das gesamte Fahrzeug ist inklusive Kabine 576 cm „kurz“ geraten, die Höhe liegt bei 260 cm.

Gewichtsoptimierte Konstruktion

Gewicht gespart hat Langer & Bock beim Möbelbau. Ein Balsa-ähnliches, leichtes Holz mit einer matten Oberfläche kommt als Trägerplatte zum Einsatz. In Kombination mit GfK-Möbelkomponenten bleibt das Leergewicht des kompletten Fahrzeugs damit, trotz üppiger Technikausstattung, bei 3.240 Kilogramm. Das zulässige Gesamtgewicht liegt bei 4,5 Tonnen, eine Ablastung auf 3,5 Tonnen ist möglich. Bei gut über einer Tonne Zuladung freut man sich über die großen Unterflurstauräume.

Diesel als Brenn- und Kraftstoff

Auch technisch ist der G voll auf der Höhe der Zeit und für Fernreisen bestens ausgerüstet. So sorgen etwa zwei (Foto: Langer und Bock)voneinander unabhängige und mit Diesel betriebene Heizungen wahlweise für die Erwärmung im Fahrgastraum oder im Aufbau. Über drei Heizquellen kann die Warmwassertherme für Küche und Dusche betrieben werden, gespeist wird sie aus einem 120 Liter fassenden Frischwassertank. Der kann wahlweise über eine Filteranlage oder ganz konventionell über einen Einfüllstutzen befüllt werden. Auf der Entnahmeseite wird das Wasser, bevor es zu den Zapfstellen gelangt, durch eine Aktivkohle-Filtereinheit gepumpt. Sogar eine Nasszelle mit Toilette konnte unm Fahrzeug untergebracht werden. Ein beheizbarer, 70 Liter fassender Abwassertank ist unterhalb des Kabinenbodens installiert. Ein praktisches Detail: Die Fenster rasten nach Entriegelung automatisch in der ersten Position ein. Unsichtbar verbaut ist die Audio-Anlage mit Bluetooth-Anbindung.

Reisefertige Grundausstattung

Zeitgemäß und stromsparend ist die gesamte Ausleuchtung des Mobils, inklusive Außenscheinwerfer, Flur- und Schubladenbeleuchtung, in LED-Technik gehalten. Die Stromversorgung des Wohnteils stellt eine Batteriebank mit 165 Ah sicher. Sie wird über die Lichtmaschine, eine 360 W Solaranlage oder – bei Anschluss an Landstrom – über einen IU-0U Kombilader mit 2,5 kW / 230 V nachgespeist. Reisetauglich zeigt sich, logo, auch die Küche. Sie verfügt über ein mit Dieselkraftstoff betriebenes Ceran-Kochfeld und einen Kompressor-Kühlschrank mit robuster Edelstahl-Front.

Billig ist der Spaß, wer hätte es gedacht, natürlich nicht. Ab 168.850 Euro ist die Kabine in Basisausstattung zu haben, plus Mehrwertsteuer sind es dann 200.931 Euro.

Weitere Infos: www.langerundbock.com